Michi Kyburz an der UCI 1.2 Tour of Tobago

Mit einer deutschen Delegation bestritt ich fünf aufeinanderfolgende Eintagesrennen auf der wunderschönen Karibikinsel Tobago. Die vier ersten Rennen wurden zur „Tobago international Cycling Classic“ zusammengefasst. Diese umfasste ein Rundstreckenrennen, ein bergiges Strassenrennen mit einer 30km Runde, welche 4 Mal absolviert werden musste, und zwei Kriterien. Nach den vier Rennen kam ich mit eher mittelmässigen als guten Leistungen auf den 41. Gesamtrang der Tobago int. Cycling Classic.

Zwar gab es Gesamt- und Punkteleadertrikots und es wurde ein riesen Tamtam um die Rennen gemacht. Am letzten und fünften Renntag jedoch wurde die Veranstaltung mit der UCI 1.2 Tour of Tobago gekrönt. Die Fahrer wussten, dass einem an diesem letzten Tag sehr viel abverlangt werden wird. Dabei handelte es sich um eine 120km Runde um die sehr bergige Insel mit ausschliesslich sehr steilen Anstiegen und Abfahrten. Die 30km nach dem Start und die letzten 10km waren jeweils nur flach bis wellig. Auf die 80km dazwischen kamen rund 4000 Höhenmeter. Dank dem ich an der Cycling Classic relativ moderat eingestiegen bin fühlte ich mich am besagten Sonntag noch relativ frisch. Ich hatte gute Beine und wollte ein gutes Rennen zeigen. Die 30km Anfahrt zum ersten richtigen Berg wurde von Beginn weg ziemlich zügig gefahren. Trotzdem kam ich problemlos mit. Am Berg konnte ich mich bei den Vordersten einreihen und konnte so die ersten 10-20 bergigen km mühelos mithalten. Auf einem sehr rauen Stück Strasse erwischte ich jedoch ein tiefes Loch. Beim Wiederauftreffen ächzte und knackte mein Velo verdächtig. Sofort fühlte ich mich ein halbes Jahr zurückversetzt, als in Santo Domingo die Gabel gebrochen war. Ich war felsenfest überzeugt dasselbe Geräusch gehört zu haben wie damals. Ab diesem Punkt war ich wie gelähmt. Ich nahm Tempo raus, denn ich wollte nicht irgendwo in den Urwald oder gar eine Klippe herunterstürzen. Folglich schlug ich danach mein eigenes Tempo an. Wo immer ich es für angemessen hielt ging ich bei rauen Strassen oder Löchern etwas vom Gas. Allem Anschein nach war mein Tempo nicht allzu tief, denn ich überholte vereinzelt abgehängte Fahrer. Auf den schmalen, verwinkelten Strassen und steilen Rampen waren die Kilometer sehr lange. Die Strasse wand sich zwischen steil ins Meer abfallenden Klippen und mit Urwald bewachsenen Bergen von der einen Bucht zur nächsten. Manchmal konnte ich die atemberaubende Landschaft trotz der Anstrengung sogar geniessen. Jedoch verlangten einem in der zweiten Rennhälfte die sintflutartigen Regengüsse und der starke Wind auf der Atlantikseite der Insel nochmals allen Durchhaltewillen ab. Etwa 25km vor dem Ziel holte mich ein Kolumbianer (mit dem Motorrad?) auf. Von da an konnten wir uns wenigstens unterhalten, motivieren und gegenseitig unterstützen. Ich verrichtete die meiste Führungsarbeit. Das war mir nur mehr als recht, denn so konnte ich die Strasse besser lesen und so Löchern und Rinnen so gut es ging ausweichen. Schliesslich erreichten wir zusammen das Ziel. Mein Mitstreiter zeigte sich sportlich und honorierte meine Führungsarbeit in dem er mir im Ziel den Vortritt liess. Trotz des argen Dämpfers in der ersten Rennhälfte kam ich auf den 13. Rang von 55 den Fahrern, die gestartet sind und von nur gerade 27, die das Ziel aus eigener Kraft erreichten.

Ausserhalb des Rennprogramms erlebten wir eine paradiesische Zeit auf der Insel. Die kleine Bucht gleich beim Hotel und das warme Wasser lud von früh bis spät zum Baden ein. Nicht einmal die starken Regengüsse und der Wind, die der aufkommende Hurrikane Matthew mit sich brachte konnte der Karibikstimmung etwas anhaben. Zudem schmiss der Veranstalter nicht nur eine, sondern mehrere Beachpartys mit gesponsertem Essen, Trinken, Bananenboot- und Jetskifahrten. So war auch für Unterhaltung (Steeldrum-Band) und gute Stimmung unter den Fahrern gesorgt. Das Inselfeeling war perfekt.

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