Mit einer herausragenden Leistung hat Dominik das 24 Stunden Rennen Solo absolviert. Er hat dabei 396km und 13200hm zurückgelegt. Um eine solche Leistung zu vollbringen braucht es nicht nur eine gute Vorbereitung, sondern auch ein gut eingespieltes Helferteam im Rücken. Der Bike-Club-Olten hat Dominik zum Interview getroffen:
Bike Club Olten:
Hallo Dominik, herzliche Gratulation zu Deiner Super Leistung! Was waren Deine Beweggründe Dich auf so ein hartes Abenteuer einzulassen?
Dominik:
Da ich bereits 6x an einem 24h Rennen im Team teilgenommen habe, hat es mich gereizt es einmal solo zu versuchen. Bei diesen Teilnahmen habe ich die Singleathleten jeweils bewundert. Dieses Jahr werde ich ja 33 Jahre alt und ich habe mir gesagt, mit 33 Jahren mache ich das 24h Rennen solo.
Ist 33 eine wichtige Zahl für Dich oder einfach eine Schnapszahl?
Grundsätzlich ist 33 ja schon eine Schnapszahl. Aber der Grund ist ganz einfach: Ich habe mir vor fünf Jahren gesagt, dass ich mit 33 Jahren das 24h Rennen solo machen werde und dieses Jahr war es nun soweit!
Wie hast Du Dich auf das Rennen vorbereitet?
Ich habe keinen fixen Trainingsplan gehabt. Ich habe viel mehr einen Plan im Kopf gehabt, wie ich mich darauf vorbereiten will. Während den Wintermonaten habe ich den Fokus auf die koordinativen Fähigkeiten und Krafteinheiten gelegt. Zum einen Teil habe ich den Vitaparcours inklusive Übungen absolviert, zum anderen war ich viel am Tausender Stägeli. Der Schwerpunkt war ganz klar auf die polysportiven Einheiten ausgelegt und nicht aufs Velo. Mit der Umstellung auf die Sommerzeit habe ich dann meinen Schwerpunkt auf die Veloeinheiten verlagert. Ganz wichtig dabei war mir immer, dass der Spass im Vordergrund stand und nicht der Zwang trainieren zu müssen!
Da ich ja bereits in den letzten Jahren im Team an einem 24h Rennen teilgenommen habe, wusste ich auch schon wie ich trainieren muss. Es hat dabei jeweils bestens funktioniert. Wichtig waren natürlich auch die Veloeinheiten möglichst lang zu gestalten. Kombiniert mit dem Arbeitsweg heisst das: Am Morgen auf direktem Weg nach Basel zur Arbeit, am Abend via Umweg zurück nach Hause.
Ein langes Ausdauerrennen ist auch immer Kopfsache. Hast Du in dieser Richtung auch Vorbereitungen getroffen?
Ja. Ich wollte bereits letztes Jahr mit Yoga beginnen, habe es dann aber wieder auf die Seite gelegt. Anfang dieses Jahres hat mich dann meine Freundin Danila wieder motiviert damit anzufangen, was ich dann auch gemacht habe. Zusätzlich habe ich auch noch ein paar Lektionen Mentaltraining bei einem Sportpsychologen besucht.
Wie müssen wir uns so eine Yoga Lektion vorstellen?
Die Lektionen, die ich gewählt habe sind so eine Kombination von Allem: Optimale Körperspannung entwickeln, kombiniert mit Atmen und Gleichgewichtsübungen, sowie Balance halten. Praktisch alle Übungen werden nur mit dem Eigengewicht durchgeführt. Es war kein rein meditatives Yoga. Ich habe auch sehr viele Dehnübungen gemacht. Da wir als Velofahrer ja nicht so die Dehner sind, war das auch eine super Sache für die Beweglichkeit. Ich kann das jedem empfehlen!
Wie können wir uns das Mentaltraining vorstellen?
Ich habe meinem Mentalcoach mein Ziel erläutert: Das 24h Rennen. Das Körperliche ist nicht das Problem, aber wie reagiere ich wenn ich in ein Tief falle. Wir haben dann gemeinsam nach Schwächen gesucht und Rezepte entwickelt wie man dagegen vorgehen kann, beziehungsweise wie ich darauf reagieren und Gegensteuer geben kann. Beispielsweise äussere Einflüsse wie schlechtes Wetter oder innere Einflüsse wie Selbstzweifel. Ich habe mir dann Techniken und Bilder eingeprägt, welche man dann in solchen Situationen verwenden kann. Das hat sehr gut funktioniert!
Zum Rennen selber: Hast Du Dir einen bestimmten Rennplan zurechtgelegt?
Ja, mein Plan war 24h durchzufahren. Ich hatte im Vorfeld an der Santelhöhe einen Test durchgeführt. Dort bin ich nach jeder Runde kurz abgestiegen und habe jeweils etwas Kleines gegessen worauf ich gerade Lust hatte. Meine Helfer hatten mir hier in Davos ebenfalls ein Buffet aufgestellt und ich konnte davon nehmen worauf ich gerade Lust hatte. Brot, Käse, Nüsse, Salziges, Süsses und so weiter. Toilettenstopps und Kleiderwechsel gehörten auch dazu. Gegen Ende des Rennens, als dann die Konzentration nachgelassen hat, habe ich ein paar Colas benötigt.
Hast Du das Rennen speziell eingeteilt?
Ich habe mir Päckchen à 6 Stunden gemacht weil ich der Meinung bin, dass 6h Velofahren, wenn du gut trainiert bist, kein Problem ist. Ich habe nun einfach 4 grosse Touren am Stück gemacht. Die ersten 6 Stunden gingen schnell vorbei und die 2ten 6 Stunden ebenfalls. Vom 12h Test auf der Santelhöhe wusste ich, dass ich 12 Stunden schaffen kann. Wichtig war für mich, nie im roten Bereich zu fahren und ein sogenanntes Wohlfühltempo zu erreichen. Das ist mir gut gelungen. Ich hatte wirklich das Glück, an diesem Tag perfekte Beine zu haben und voll parat zu sein. Trotz Befürchtungen, dass die Nacht ein grosses Problem werden könnte, ist es mir auch da super gelaufen. Allerdings vom morgen am 8Uhr bis zum Ende um 14:00 Uhr wollte die Zeit einfach nicht vorbei gehen. Ich musste dann die letzten 6h auf 2h Päckli aufteilen und mich immer wieder motivieren. Die letzten 6h waren ganz klar die Härtesten für mich! Aber ich habe es geschafft! 🙂
Hattest Du Pannen während dem Rennen?
Nein, ich hatte gar keine Probleme! Ich bin mir vorgekommen wie Tom Lüthi. Nach jedem Durchgang bin ich kurz abgestiegen und 2 Betreuer haben sofort mein Bike kurz überprüft. Es wurde wenn nötig neu geschmiert, abgewaschen und 1x haben wir noch die Bremsklötze ersetzt. Mit Fabian Burger hatte ich auch einen gelernten Velomechaniker als Helfer.
Wie war eigentlich das Wetter?
Am Samstagmorgen war es noch trocken, aber gerade auf den Start begann es abartig zu regnen und zu winden. Nach ein paar Stunden war das dann wieder vorbei aber es war dadurch die ganze Zeit schlammig zum Fahren. Es war glücklicherweise nie richtig kalt. Die Nacht war wunderschön und sternenklar.
Beim Start wurden zudem Markierungen weggewindet und die Fahrer kamen teilweise Kreuz und Quer daher. Deshalb musste das Rennen kurz neutralisiert und um 15Uhr neu gestartet werden.
Würdest Du im Nachhinein irgendetwas an Deiner Vorbereitung ändern?
Nein, ich würde alles genau gleich machen!
Nach welche Kriterien hast Du Deine Supporter ausgewählt?
Das Rennen muss man ja alleine fahren, aber ohne ein Supporterteam ist so ein Unternehmen natürlich unmöglich! Ich bin der Meinung, dass aber 1-2 Helfer zu wenig sind. Vielmehr dachte ich: je mehr, je besser, je lustiger! Ich hatte natürlich das beste Team das man haben kann! Prinzipiell hatte ich eigentlich 2 Teams: Ich hatte ein Team, welches sich um mich gekümmert hat und ein Team, mein Vater und seine Partnerin Andrea, welche sich um mein Betreuerteam gekümmert haben, damit diese nichts Zusätzliches zu tun hatten. Mein Vater war auch für die Infrastruktur wie Zelte und Festbänke zuständig. Danila, meine Freundin, war für mich enorm wichtig. Mein Bruder Mätthu, welcher auch mein Team Kapitän war, organisierte im Vorfeld die Details, wie zum Beispiel die Verpflegung, welche ich für das Rennen benötigte. Er war auch für die Einteilung der Helfer verantwortlich. Zusätzlich waren Remo und Dave sowie Fabian Burger als gelernter Velomechaniker dabei. Es waren total 7 Helfer welche in mir jeweils eine positive Stimmung und gute Gefühle auslösten. Das war enorm wichtig für mich.
Wie hast Du Dich nach dem Rennen gefühlt?
Ich fühle mich nun 2 Wochen später immer noch recht müde. Körperlich und mental. Während des Rennens hatte ich gar keine Beschwerden. Als es dann vorbei war, wäre es dann aber unmöglich gewesen mich wieder aufs Velo zu setzen. Nachdem die Anspannung weg war, war ich komplett erschöpft. Ich konnte kaum duschen und bücken war fast unmöglich. Der Rücken war komplett verspannt und meine Achillessehnen überreizt und auch die Knie schmerzten.
Nach dem Rennen hätte ich auch etwas essen sollen, ich konnte aber nicht. Erst gegen Mitternacht bekam ich unglaubliche Lust auf einen Kebab. Danach konnte ich ins Bett gehen und 10 Stunden durchschlafen. Am nächsten Tag war es aber fast unmöglich, mich zu bewegen.
Im Nachhinein wäre eine Massage direkt nach dem Rennen super gewesen und anstelle von nur einem Tag frei, würde ich eine ganze Woche Ferien nehmen.
War dieses 24h Rennen eine einmalige Angelegenheit für Dich oder möchtest Du wieder einmal so etwas oder etwas Ähnliches machen?
Im Vornherein war ganz klar, dass es eine einmalige Angelegenheit ist. Jetzt, da es mir so gut gelaufen ist und ich ja immerhin 2ter geworden bin, möchte ich ein weiteres Mal nicht ausschliessen. Es ist allerdings noch nichts geplant und ich habe auch keinen Zeitdruck. Aber es würde mich durchaus wieder reizen, etwas Verrücktes zu unternehmen!
Dominik ganz herzlichen Dank für das Interview!
Gern geschehen! Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei meinem super Team bedanken! Ich hatte das beste Team und ohne dieses wäre es für mich unmöglich gewesen dieses 24h Rennen zu absolvieren!